Direkt zum Hauptbereich

"Freiheit und Verantwortung sind eng miteinander verbunden". Gino Kuhn

 



" Als ich kurz nach meiner Verhaftung  im Oktober 1975 in diese Gruft, der Untersuchungshaft der Cottbuser Staatssicherheit  ( MfS) am Spreeufer hinter dem Amtsgericht, gestoßen wurde, war alles,  woran ich in Freiheit geglaubt habe, wie ausgelöscht....... Die Zelle  war mit einer Glühbirne schwach beleuchtet. Tageslicht suchte sich seinem Weg durch schmutzige Glasbausteine. Einen Blick nach draußen gab es nicht. Die Zelle war ca. 2x3 Meter klein. Der Boden war mit einer dunkelroten Farbe und die Wände mit einem fleckigen Dunkelgrün gestrichen. Den Boden musste ich regelmäßig mit einem Lappen unter meinen Füßen reinigen. Die Luft war schlecht. Auf der Holzpritsche lag eine modrige Matratze mit einer grauen Decke, auf der ich tagsüber eh nicht liegen dürfte. In der Ecke stand der Metallkübel als Toilette, den ich selber in einem dafür vorgesehenen Raum reinigen musste. Ein kleiner Schemel und in der Wand befestigter Tisch. Kein Waschbecken, kein Wasser. Durch die Zellentürklappe wurde morgens ein Wasserschlauch hereingeschoben, woraus ich mir ein wenig Wasser in eine Blechschüssel nehmen durfte. Sonst gab es   monatelang nichts,  nur stundenlange Verhöre, Schikanen und Schlafentzug, um meinen Willen zu brechen. Dies ist Ihnen aber nicht gelungen. Im April 1976 wurde ich vom Bezirksgericht Cottbus, wegen "staatsfeindlichen Menschenhandel", zu sechs Jahren Haft verurteilt. Gleich nach meiner Entlassung und dem Freikauf 1978 hielt ich meine Erlebnisse von dieser unmenschlichen Folter in der absoluten Isolation frisch auf dem Bild fest".

Aus " Es war einmal die Mauer...."  Malereien  Aus drei Jahrzehnten von  SOOKI, Gino Kühn und Matthias Koeppel

Eigenverlag  Menschenrechtszentrum Cottbus , Oktober 2019

https://haft-ddr.de/hafterfahrungen/gino-kuhn

Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

JETZT BIN ICH RAUS,JETZT. Jürgen Fuchs

Jetzt bin ich raus,jetzt kann ich erzählen Wie es war Aber das  Läßt sich nicht erzählen Und wenn Müßte ich sagen Was ich verschweige Zum Beispiel Daß ich am 17.12.1976 in meiner Zelle saß Mit dem Rücken zur Tür Und weinte Weil ich am Vormittag das Angebot abgelehnt          hatte Mit ihnen zusammenzuarbeiten Und du weißt  Was es heißt,mit ihnen zusammenzuarbeiten    (aus Jürgen Fuchs "Tagesnotizen/ Gedichte")                                                 Jürgen Fuchs war im Stasi-Gefängnis Berlin-Hohenschönhausen in den Zellen 111, 117,306 und 332 in Haft. http://www.youtube.com/watch?v=k_FXbavByOw

Sänger hinter Gittern.

 “Mehr als zwei Wochen war ich nun im Gefängnis, und morgen hatte Gabriele Geburtstag. Schon mehrmals hatte ich meinen Vernehmer gebeten, ihr eine Karte schreiben zu dürfen. https://www.stiftung-hsh.de/mediathek/biogramme/friedemann-koerner Heute schob er mir von sich aus eine Karte mit einem Blumenbild und einen Stift hin. Ich merkte gar nicht, wie sehr ich beim Schreiben zitterte. Der Vernehmer nahm die Karte zurück, drückte einen Knopf und ein Läufer erschien. „Bringen Sie die Karte nebenan.“ Ich wurde hellhörig: „Was nebenan? Die Karte soll doch zu meiner Frau!“ Lächelnd entgegnete mein Gegenüber: Na, die sitzt doch daneben”.Sie war vier Stunden nach mir verhaftet worden. Aus: Sänger hinter Gittern.  Die wahre Geschichte eines deutschen Sängers zwischen Ost und West   von  Irene Köß https://www.story.one/de/book/sanger-hinter-gittern/

"Gefangen mit Buddha".Mischa Naue

                                         Mischa Naue in der Gedenkstätte Berlin-Hohenschönhausen                                          Foto: M.Naue  http://www.mischa-naue.de/          http://www.ddr-zeitzeuge.de/ddr-zeitzeugen-recherchieren/ddr-zeitzeuge/michael-naue-510.html "...Trotz geschwollener Augen erkannte ich eine Eisenpritsche. Die Matratze fehlte. Die Wärter zerrten mich auf die Liegefläche. Auf meine Gegenwehr folgten Schläge.Sie schlossen mir Ketten um Hand- und Fußgelenke. Ich lag auf dem Rücken. Kam nicht mehr los. War fixier...