Dieter Drewitz: "Kennwort Alpenveilchen. Zwischen Stasiknast und Kaltem Krieg".

"Das Verhör zog sich Stunde um Stunde hin. Inzwischen war es längst dunkel, da wurde es plötzlich abgebrochen. Die Polizisten legten mir Handschellen an, und einer stieß mich mit seinem Karabiner auf den Hof. Dort stand ein mit Gardinen verhängter dunkler PKW "Sachsenring", besetzt mit einigen Herren, die sich als MfS (Ministerium für Staatssicherheit)- Mitarbeiter ausgaben.Vorn zwei in Zivil, hinten zwei Uniformierte.Zwischen den beiden hinten Sitzenden musste ich Platz nehmen, wobei einer der beiden mit einer Pistole vor meinem Gesicht herumfuchtelte und mir drohte, von ihr Gebrauch zu machen, sollte ich Widerstand leisten........Die Fahrt ging nur um einige Ecken und endete auf einem festungsartig umzäunten Grundstück...Ich wurde in einem Raum gestoßen, wo sich auch gleich ein Kerl in Zivil, Mitte bis Ende zwanzig, auf mich stürzte, mich mit beiden Händen am Kragen packte, unablässig schüttelte und brüllte. Zuerst konnte ich nicht verstehen, was er schrie. Dann erst merkte ich, dass es immer die gleiche Frage war: Bei welcher West-Berliner Zeitung wolltest du die Fotos verkaufen, für welchen Geheimdienst arbeitest du?....Ein uniformierter Stasimann brachte mich schließlich in den Keller.....Der Albtraum währte nun schon fast zwölf Stunden, ich fühlte mich am Ende- und ahnte nicht, dass es erst der Anfang war..."

Dieter Drewitz: "Kennwort Alpenveilchen"


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