25. Januar 1988
Um 5 Uhr klingelt es Sturm. „Jetzt sind sie da. Mindestens zehn Leute stehen vor der Tür“. Gehe zur Tür und sehe durch mein Guckloch. Ja, so müssen sie 33 geklingelt haben! Irgendjemand brüllt: : „ Vorläufige Festnahme! Gegen Sie wird ermittelt“. Keine Ausweisung der Papiere auf mein Verlangen. Kein Grund wird genannt……Sie machen uns Angst. Immer werde ich aufgefordert, mich anzuziehen. Ich weigere mich: „ Wenn Sie es wagen, mich aus dem Schlaf heraus zu verhaften, haben Sie auch den Mut, mich im Nachthemd mitzunehmen“
26. Januar 1988
„Die Maschine ist in Bewegung. Immer wieder der Vernehmer, keine Antworten auf seine Fragen“
Aus: Bärbel Bohley , Englisches Tagebuch
Die Bürgerrechtlerin und Malerin Bärbel Bohley war 1983 und 1988 im Untersuchungsgefängnis Berlin- Hohenschönhausen inhaftiert. Sie gehörte zu den führenden Persönlichkeiten der friedlichen Revolution im Herbst 1989.
Ein typisches Beispiel: Bärbel Bohleys "Englisches Tagebuch 1988", dessen Manuskript die Berliner Bürgerrechtlerin und Pazifistin im Gepäck hatte, als sie aus ihrem Zwangsasyl in London heimkehrte nach Ost-Berlin. Sie konnte es vor dem Zugriff der Geheimpolizei bewahren. Die erste Eintragung datiert vom 13. Februar, die letzte vom 3. August 1988. Sieben Monate später hatte sie ihre handschriftlichen Aufzeichnungen mit der Schreibmaschine übertragen und durch andere Zeitdokumente sowie durch ein Nachwort ergänzt. Irena Kukutz, eine ihrer politischen Weggefährtinnen, hat sie gemeinsam mit Klaus Wolfram mit empathischer Sorgfalt bearbeitet und posthum publiziert.
https://www.bpb.de/themen/deutschlandarchiv/61511/retrospektiven-auf-die-friedliche-revolution/
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